Treffen zwischen dem Kaiser und dem König am 16. August 1904

Es wurde daher diplomatisch vereinbart, dass der König den Kaiser in seiner Sommerresidenz in Bad Ischl besucht und der Kaiser den Besuch beim König in Marienbad erwidert. Der Besuch des Kaisers vor 120 Jahren wurde auf den 16. August 1904 festgesetzt. In der Stadt herrschte große Aufregung und es wurden Willkommensfeiern vorbereitet. Die Stadt bereitete eine Hommage an den Monarchen vor, und der Stadtrat und ein eigens für diese Feierlichkeiten gebildetes Komitee erstellten ein detailliertes Programm für den Empfang und die Feierlichkeiten. Sie legten es dem kaiserlichen Zeremonienmeister Nepal vor, der die Lage beurteilen und entscheiden sollte, wo der Kaiser wohnen würde. Nepal wählte für den Kaiser die Villa LUGINSLAND (heute LIL), die der örtliche Millionär Max Halbmayr der Stadt für die Besuche gekrönter Häupter gestiftet hatte. Am 9. August 1904 traf König Edward VII. zur medizinischen Behandlung ein und eine Woche später wurde der Kaiser erwartet. In der Zwischenzeit setzte die Stadt alles daran, dass der Kaiser mit allen Ehren empfangen werden konnte. Der Wiener Architekt Arnold HEYMANN wurde beauftragt, die Stadt anlässlich des Treffens umzugestalten. Obwohl es sich um ein Werk von begrenzter Dauer handelte, wurde es zur prächtigsten feierlichen Umgestaltung der Stadt in ihrer Geschichte. (Die Marianer waren daher zu Recht enttäuscht, als ihr Kaiser diese Pracht, in der der hohe blaue Kaiserpavillon vor dem heutigen Cristal neben den girlandengeschmückten Fahnenbändern und einem Blumenmeer dominierte, nicht angemessen würdigte.) Der Zug mit dem Kaiser kam am 16. August 1904 um 14.30 Uhr an. Der König in seiner österreichischen Marschalluniform begrüßte den Kaiser, der seinerseits in der Uniform eines englischen Marschalls gekleidet war, am Bahnhof, woraufhin die Gefolge der beiden Monarchen und das Empfangskomitee einander vorgestellt wurden. Der Kaiser und der König stiegen in einen gemeinsamen Wagen und fuhren zum Hotel WEIMAR. Nach der Begrüßung begab sich der Kaiser in die Villa LUGINSLAND, wo er zehn Minuten später von König Edward besucht wurde. Die feierlich gekleidete Stadt machte einen imposanten Eindruck. Vom Bahnhof zum Hotel WEIMAR zog ein Festzug von 111 Veteranen- und Schützenvereinen aus ganz Westböhmen, allen Marienbader Vereinen der Stadt, Feuerwehrvereinen aus der weiteren Umgebung und den Schülern von Marienbad. Dahinter standen die Bevölkerung von Marienbad und die Kurgäste. Am Nachmittag, um 16 Uhr, fand im Kursaal (heute CASINO) ein festlicher Empfang für Botschafter, Diplomaten, den westböhmischen Adel, Geistliche, Vertreter der Stadt, der Bezirke, der Gemeinden, Ärzte, Lehrer, Vertreter des Roten, Weißen und Grünen Kreuzes, Veteranen, alte Krieger, Schützen, Feuerwehrleute und Vertreter verschiedener Vereine statt. Zu Beginn hielt der Kaiser eine kurze Ansprache und informierte sich über die Verhältnisse in Marienbad und Umgebung. Gegen 18.00 Uhr machten die Monarchen einen Rundgang vom Hotel WEIMAR zur Kreuzquelle, zur Waldquelle, zum Franz-Josef-I.-Platz, zum Neuen Bad und dann durch den Wald hinauf zum Hotel KRAKONOS und kehrten dann zum festlichen Bankett ins Hotel WEIMAR zurück. Nach dem dritten Gang stieß der König mit dem Kaiser an, wobei die Nationalhymne gespielt wurde. Der Kaiser antwortete mit einem Trinkspruch auf den König von England und die englische Nationalhymne wurde gespielt.